Liebe Mitglieder, Gönner und Freunde von Willi
Vorwort:
Wir mussten aus versicherungstechnischen Anforderungen das provisorisch reparierte obere Gleitlager des Ruders noch in diesem Jahr erneuern lassen. Aus
Sicherheitsüberlegungen wurden diese verlängerten WilliArbeitsWochenEndeTage aufgrund der Coronavirus-Pandemie
nicht ausgeschrieben. Vier Vereinsmitglieder reisten am Donnerstag, 17. September 2020 nach Erlenbach am Main. Am Freitag, 18. September stiessen noch zwei weitere Vereinsmitglieder dazu. Am
Samstag, 19. September waren wir zu fünft und ab Montag, 21. September waren noch drei Vereinsmitglieder dabei. Damit konnte das Risiko einer Ansteckung mit Covid-19 minimiert werden. Abends
wurde auf Restaurantbesuche verzichtet, wir verköstigten uns an Bord.
Über die gesamte Werftaufenthaltszeit war uns der Wettergott gut gesinnt. In den frühen Morgenstunden hatte es zwischen 8 und 15°, nachmittags kletterte das
Thermometer bis auf 25 - 27°. Auf Donnerstag, 24. September kippte das Wetter, am frühen Morgen gab es etwas Regen, tagsüber war es erheblich kühler als an den Vortagen.
Am Freitag, 18. September 2020 fuhr WILLI um 9 Uhr aus dem Schutzhafen Erlenbach. Nach knapp einer halben
Stunde erreichten wir die Werft, und WILLI wurde gleich auf die Helling hochgezogen.
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Vormittags erhielten wir hohen Besuch, der Bürgermeister der Stadt Erlenbach am Main erwies uns die Ehre. Er hatte uns in der Vergangenheit bei unserer Aktion betreffend den Liegeplatz im
Schutzhafen Erlenbach tatkräftig unterstützt. Die Stadt Erlenbach am Main hat partnerschaftliche Verbindungen zu Erlenbach am Zürichsee und zu Erlenbach im Simmental. Der Bürgermeister schlägt
vor, 2021 mit Vertretern dieser Partnerorte an Bord von Willi einen Ausflug auf dem Main durchzuführen. Dieser Besuch war für uns ein richtiger Aufsteller.
Der Anstrich der Bordwände hatte durch die Fahrten von 2019 auf den französischen Kanälen stark gelitten. In den schmalen Kanalschleusen können zwischen den Bordwänden und den
Schleusenkammerwänden keine Reibhölzer eingesetzt werden. Zuerst wurde die Wasserlinie mit dem Hochdruckreiniger mit 500 Bar abgestrahlt, dann mit Drahtbürsten bestückten Winkelschleifern die
abgescheuerte, aufgeplatzte Farbe und der Rost beseitigt. Anschliessen wurden die Plattenstösse und Scheuerleisten mit einem Quastenpinsel mit Inertol ® (Schutzanstrich auf Bitumenbasis)
gestrichen und anschliessend der Inertol-Anstrich der Bordwände mit Rollen erneuert. Mit dieser Arbeit wurden wir am Sonntag, 20. September fertig. An den nachfolgenden Tagen wurden die
Bergplatte und die Verstärkungen am Kopf mit schwarzem Deckslack gestrichen. Die Eichen wurden ausgebessert, und der Kopf rotbraun lackiert. Danach sah Willi mit Ausnahme des Ruderwerks rundum
wieder super aus.
Am Montag, 21. September 2020 begannen die Werftarbeiter mit ihren Arbeiten. Im Bugstrahlerraum wurde eine neue Deckwaschpumpe an das Leitungsnetz angeschlossen.
Leider war der Deckel für die Elektroanschlüsse auf der verkehrten Seite der Pumpe angebracht. Das bedeutete, dass die neuen Wasserleitungen länger geführt werden mussten. Anstelle der fest
installierten, defekten Fettpresse des Bugstrahlers wurde eine historische Staufferbüchse eingebaut.
Durch die Landstromversorgung und dem daraus entstehenden Ausgleichsstromfluss verursachten Rostfrass waren in der Kimme von Willi etliche Leckagen entstanden.
Diese wurden mit massiven Winkelblechen verschweisst. In Zukunft werden wir beim Stillliegen, nicht nur ein sondern drei Erdungskabel anschliessen.
Am Montag, 21. September 2020 erhielten wir Besuch von Mitarbeitern der Firma Tartler Zelte AG. Da das Holz des Steuerhauses von Beginn an nicht korrekt behandelt worden war, haben wir uns
entschieden, die Holzteile mit einer Plane vor der direkten Sonneneinstrahlung und Nässe schützen. Auch bedingt dadurch, dass Willi monatelang stillliegt, und wir die Oberfläche des Holzes nicht
regelmässig pflegen können.
Am Dienstag, 22. September 2020 wurde das Ruder komplett ausgebaut und in die Werfthalle überführt.
Es wurden folgende Arbeiten ausgeführt:
•
Die Buchse des oberen Gleitlagers wurde mit 2 Halbschalen erneuert.
• Die Lagerbuchse wurde innen auf Mass ausgedreht:
• Die neue, aus 2 Schalen bestehende Buchse des oberen Gleitlagers wurde eingepasst.
• Das Ruderblatt wurde mit Pressluft abgedrückt und verschiedene Leckstellen verschweisst.
• Der Vorschneider wurde um 10 cm verlängert.
• Unter dem Ruder wurde ein horizontales Blech angebracht; damit verbessert sich die Drehbewegung des Schiffs.
• Auf der Backbordseite des Ruderblattes wurde auf halber Höhe längs des Ruders ein horizontales Blech angeschweisst. Dadurch erwarten wir, dass der Schraubenschlag nach unten gebündelt
wird.
Das Ruder wurde am Donnerstag, 24 September 2020 wieder eingebaut. Neu wurde unter dem oberen Gleitlager ein Sicherheitsring angebracht, der ein Hochstossen des Ruders nach oben verhindern soll.
Auf unseren Wunsch montierte die Werft die originale Staufferbüchse wieder am oberen Gleitlager.
Nach dem Abbauen des Ruders mussten wir feststellen, dass die Oberkante der Bordwand mit der Bergplatte unter dem Quadrant massive Rostschäden aufweist. Die Werftarbeiter schnitten die
verrosteten Teile aus und setzten zwei neue Stücke der Bergplatte ein, an Deck wurde ein massiver Winkel angeschweisst.
Ein Mechaniker der MSG (Mainschiffahrts-Genossenschaft) behob die Undichtigkeiten der Einspritzpumpe und der Dieselleitungen des Bugstrahlermotors Daimler-Benz OM 314 (Unimog) erfolgreich. Die
alten spröden O-Ringe wurden durch neue ersetzt. Die Entlüftungs- und Befüllungshandpumpe der Einspritzpumpe wurde ebenfalls erneuert.
Am Mittwoch, 23. September 2020 lieferte der Schreiner eine neue Backbord Steuerhaustüre. Die alte war leider in der Höhe und der Breite wie eine Banane verzogen,
so dass sie nur noch mit Mühe geschlossen konnte. Bis am Freitag, 25. September 2020 konnte die neue Türe 5 Mal mit Decksöl Owatrol D1 (Holzkonservierungsöl) gestrichen werden.
Am Donnerstag, 24. September 2020 um 14:30 Uhr waren alle Werftarbeiten abgeschlossen. Leider konnte WILLI noch nicht zu Wasser gelassen werden, da der unterhalb liegende Güterschubleichter DOMARIN 28 noch nicht fertig repariert war. Die Einwasserung erfolgte erst am Freitag, 25. September 2020 um 10 Uhr.
Auf der Talfahrt konnten wir unsere „Verbesserungen“ am Ruder testen. Der Schraubenschlag wird nach unten abgeleitet, aber das Blech ist doch zu schmal. Ebenfalls stellten wir fest, dass sich der
Ruderdruck nach Steuerbord erhöht hat. Beim Drehen aus der Talfahrt über Steuerbord in den Schutzhafen Erlenbach konnten wir durch das Blech unter dem Ruder, eine Verbesserung feststellen. Gar
nicht gut gelungen ist die Verlängerung des Vorschneiders. Der Schraubenschlag wird jetzt anstelle gestreckt nach hinten seitlich abgelenkt. Wie sich dies auf das Manövrieren auswirkt, müssen wir
wohl in der Praxis Erfahrung sammeln.
Abgelenkter Schraubenschlag bei 1400 bis 2000 U/Min Motordrehzahl = 350 bis 500 U/Min Propellerdrehzahl auf der Talfahrt von der Werft zum Schutzhafen Erlenbach am Main:
Alle mitarbeitenden Vereinsmitglieder sind froh, dass die Werftzeit hinter ihnen liegt. Das tagtägliche Treppauf und Treppab ging ganz schwer in die Knochen. Einige von uns bekamen erhebliche Probleme mit ihren Knien. An dieser Stelle wünsche ich allen gute Besserung.
Für den Bericht: Günther Baumgartner